Die Reise mit der Transsib

9. bis 20. August: In Russland: Moskau, Irkutsk, Baikalsee

Am 8. August schultern wir unsere Rucksäcke und nehmen den Nachtzug von Riga nach Moskau. In diesem geniessen wir einen komfortablen Service mit Tee und Biskuits und vertreiben uns die Zeit bis zur Grenze. Dania, die mit uns ein Abteil teilt, ist anfänglich eher zurückhaltend, taut aber auf, als wir mithilfe des Reiseführers einige Sätze auf Russisch stottern. Sie hilft bei der Aussprache und ihre englischen Mitteilungen werden von Stunde zu Stunde besser. Nach Mitternacht sind endlich die Zoll- und Grenzformalitäten auf lettischer und russischer Seite beendet und wir können einige Stunden schlafen.
In Moskau geniessen wir den zentralen und doch ruhigen Standort unseres Hostels. Zum Roten Platz sind es nur einige Minuten zu Fuss und das Quartier ist sehr belebt.

Die Basilius-Kathedrale ist wohl eines der Wahrzeichen von Moskau.
Die Mauern und Türme des Kreml gehören zu den ältesten erhaltenen Bauwerken in Moskau. Der Borovitsky Turm diente einst als Wachturm.
Das Staatliche Historische Museum gilt heute als das grösste Geschichtsmuseum Russlands.

Wir kommen dem asiatischen Raum nun langsam näher und treffen Menschen mit den unterschiedlichsten Gesichtszügen auf der Strasse. An unserem zweiten Tag in der Grossstadt besorgen wir vor allem Esswaren für die kommende Zugreise und machen ansonsten keine grossen Sprünge mehr; Ursula ist nicht so zwäg und Martina möchte lieber nicht Metro fahren. So sind wir dann am Freitagmorgen bereit für die vier Tage in der Transsibirischen Eisenbahn.
Während wir für die 5000 Kilometer nach Riga rund drei Monate brauchten, gehen diese 5000 Kilometer nach Irkutsk zu unserem Erstaunen rasch vorbei.

Wir geniessen das Nichtstun, betrachten die Birken-, die Tannen- und die Birken-Tannenwälder, die Steppen mit Taiga, den Regen, die Sonne und immer wieder wunderbare Regenbogen, die sich über den ganzen Himmel erstrecken.

Unendlich viele Birken säumen den Weg bis Irkutsk.
Selten hat es auch Gegenverkehr.

Ab und zu gleitet ein Dorf vorbei; ist eine Stadt mit einem längerem Halt in Aussicht, stauen sich die Menschen bereits weit im Vorfeld im Gang und drängeln nach draussen.
Auch wir verlassen gerne den Zug und erkunden den Bahnhof und die Esswaren. Zum Glück waren wir bereits vorgewarnt, dass das Angebot an feinem Essen auf den Bahnsteigen beschränkt ist und so kochen wir gerne unser Couscous, die Noudlesoup und Tee mithilfe des heissen Wassers aus dem Samowar, das immer zur Verfügung steht.

Beim Samowar füllen wir regelmässig unsere Flaschen auf und geniessen heisse Getränke und Mahlzeiten.
In den ersehnten Pausen vertreten wir uns kurz die Beine.

Unsere Abteilnachbarn wechseln nach einem Tag, und nach einem weiteren Tag und einem grossen Bier stellt sich endlich heraus, dass Alexander einige Worte Deutsch spricht und wir uns mit einem Russisch-Deutsch-Gemisch ganz gut unterhalten können. Bis anhin kommunizierte vor allem seine Freundin Nina in schnellem Russisch mit uns, und zeigte sich immer ungeduldig, wenn wir nicht gleich verstanden, was sie meinte. Das Leben zu viert im Abteil wäre eigentlich ganz gemütlich, leider riecht Alexander bereits beim Einsteigen streng nach Schweiss, und die Luft wird manchmal etwas knapp, wenn er sich stark bewegt und die Aircon ausgeschaltet ist. Wir flüchten uns dann jeweils in den Gang und reissen das Fenster auf. Regelmässig werden wir aber von der Schaffnerin (Provodnitza) ermahnt, da ihrer Meinung nach die «Kondizioner» läuft und in dieser Zeit die Fenster geschlossen bleiben.

Unsere beiden Betten – unten verbringen wir den Tag und nachts klettert Martina nach oben.

Die ersten drei Nächte schlafen wir auf den ziemlich bequemen Betten ganz gut und auch lang. Die letzte Nacht liegen wir aber beide viel wach; da wir durch mehrere Zeitzonen fahren ändert die Uhrzeit ständig und wir haben wohl einen kleinen Jetlag, der durch das körperliche Faulenzen noch verstärkt wird. Nach den drei Monaten des Velofahrens ist die Umstellung schon ein wenig krass. So freuen wir uns sehr, als wir den Zug am Dienstagmittag verlassen können – und die Dusche tut unglaublich gut…
In Irkutsk finden wir uns schnell zurecht. Die Innenstadt hat eine übersichtliche Grösse und wir geniessen das Flanieren, erfreuen uns am schönen Frischobst und -gemüse und kochen auch gerne Mal in unserer kleinen Küche.

Gemäss erfahrenen Russlandreisenden ist Irkutsk sehr westlich – und gefällt es.
Die Epiphaniaskathedrale ist bunt und erinnert uns ein wenig an einen buddhistischen Tempel.
Schöne alte Holzhäuser – manche aufwendig renoviert…

Die Kathedrale zur Ikone der Gottesmutter von Kasan lliegt etwas ausserhalb von Irkutsk und gehört zu den grössten und schönsten Kirchen Russlands.

Nach zwei Tagen fahren wir weiter an den Baikalsee, nach Listwjanka. Der See ist genau wie auf den Bildern; unglaublich klar und gross. Das Dorf ist jedoch unerwarteterweise hässlich und wir wandern viel in der Umgebung.

Listwjanka wird von der Hauptstrasse dominiert.
Wir verzichten auf die Sesselliftfahrt und marschieren hoch. Hier scheint noch die Sonne.
Oben angekommen ist die Sicht leider nicht mehr so klar.

Die Sankt-Nikolas-Kirche befindet sich gleich hinter unserem Hotel und verfügt über ein wunderbares Glockenspiel.
Vereinzelt finden sich neben den hässlichen Touristenburgen noch alte Häuser.
Wir beginnen eine Wanderung dem Meer entlang. Der Weg steigt aber stetig an und bietet schliesslich eine gute Aussicht.
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21. bis 31. August: Mongolei

Wir erreichen Ulan Bator am frühen Morgen und verbringen den Rest des Tages mit der Suche nach Bargeld. Wir haben eine Tour gebucht und müssen noch einen Teil des Geldes bezahlen. Da wir bislang und auch auf früheren Reisen nie Probleme mit Geldautomaten hatten, erachteten wir dies als eine kurze Angelegenheit. Aber nicht in Ulan Bator. Wir versuchen bei rund zwanzig Bankomaten unser Glück, doch wir bekommen keinen einzelnen Tögrög. Ein solcher ist auch nur 0.04 Rappen wert und wir brauchen ziemlich viele, um unsere Tour zu bezahlen. Endlich spuckt ein Bankomat Geld aus, und wir erhalten einen Stapel an Zehntausender-Scheinen. Der Automat ist nach mehreren Bezügen leer und wir deponieren das Geld schon einmal bei der Reiseagentur und hoffen, dass wir den Rest mit der Kreditkarte bezahlen können. Leider (und unglaublicherweise) ist dies nicht möglich und wir gehen weiter von Bankomat zu Bankomat, erhalten aber immer nur kleine Beträge. Wir versuchen daraufhin, in der Bank mit der Visa-Karte Geld zu kriegen, warten in zahlreichen Schlangen und drängeln mit, da wir ansonsten nie bedient werden – aber Geld erhalten wir keines. Endlich kann uns eine Angestellte auf Englisch mitteilen, dass in den Filialen meist nur die bankeigenen Karten gelesen werden können und wir zum Hauptsitz der Bank gehen müssten. Da wir bereits ziemlich erschöpft sind, kontaktieren wir unsere Reiseagentur und können den fehlenden Betrag schliesslich per Online-Banking überweisen.
Auf unseren Wirrwegen erhalten wir trotzdem einen guten Überblick über Ulan Bator.

Tradition trifft Moderne – im Hintergrund lächelt Dschingis Khan.
Das Opernhaus befindet sich gleich neben dem Central Tower.
Sükhbaatar verhalf der Mongolei 1921 zur Unabhängigkeit. Auch der ganze Platz wurde nach ihm benannt.

Bereits am nächsten Morgen fahren wir mit einem bequemen Minibus los. Enke, unser Reiseführer, weiss sehr viel über sein Land zu erzählen, wobei die Geschichten wohl nicht immer ganz der Wahrheit entsprechen. Nach rund 100 Kilometern hält der Fahrer und kündet eine 15-Minuten-Pause an. Sehr bald stellt sich heraus, dass ein Problem mit dem Motor besteht und schliesslich bringt die Frau des Fahrers einen Ersatz-PW, mit dem wir unser Nachtlager erreichen können. Da der Fahrer jeweils mit seinem eigenen Auto fährt, wechseln am nächsten Tag sowohl Auto und Fahrer.
Die nächsten acht Tage werden wir herumchauffiert, auf den Wanderungen geführt und in den Jurtencamps bedient. Wir geniessen es, dass wir für nichts verantwortlich sind, alle Schwierigkeiten von den beiden Männern gelöst werden und lassen die Mongolei auf uns wirken.

Da wir wegen der Autopanne lange warten müssen, wird uns ein Kamelritt offeriert. Martina hat nachher tagelang einen wunden Po.
Die kleine Gobi (mong.: Wüste) beeindruckt auch bei Regenwetter.

Ab und zu fahren wir durch Dörfer, meist sind dies Provinzhauptstädte.

Wir fahren stundenlang durch die mongolische Steppe…


Die Strassen sind oft ausgewaschen und wir kommen häufig nur langsam voran.

 

So wohnen wir…

 

Wir folgen dem Orkhon und bestaunen den Wasserfall.

Neben stundlangem Fahren erklimmen wir auch einige Hügel. So besichtigen wir den Tukhvan Tempel.

Auch den Khorgo-Vulkan besteigen wir.
Dort haben wir eine wunderbare Aussicht.

Die Mongolen bauen aus den Vulkansteinen Steinmännchen.

Wir übernachten im komfortablen Jurten-Camp am Terkhiin-Tsagaan-See.
Leider ist das Wasser kalt, der Strand wäre sehr einladend.

Immer wieder treffen wir auf Herden: Yaks…
….Schafe und Ziegen…
… Pferde…
… und Kamele oder Kühe.
Wir sehen viele Adler, sie sind leider meist schneller als die Kamera.
Die Kraniche lassen sich nicht von uns stören.
Wir entdecken sogar einen Kiebitz!
Die Ziesel flitzen überall herum und sind hier eine Plage.
Das Murmeltier steht unter Schutz, wird aber trotzdem gerne gegessen.
Wir stöbern auch die Ur-Pferde, die Przewalkski-Pferde auf.
An diesem Tag wandern wir noch weiter durch den Khustai-Nationalpark.
Karakorum war einst die Hauptstadt des mongolischen Reiches. Später wurde hier ein Kloster errichtet.

108 Stupas umrunden das Kloster.

Aussichtspunkt mit Denkmal zu Ehren von verschiedenen Kaisern.
Die Mongolen deponieren gerne blaue Schärpen, die den Himmel symbolisieren.
Die Nomaden reiten oder flitzen mit dem Motorrad vorbei. Sie treiben ihre Tiere zweimal täglich in den Stall zum Melken.
Die Flächen zum Heuen sind gross, das Gras aber mager.
Ursula freundet sich mit einem Yak an…
… und Martina begeistert sich unglaublich für die Tiere. Sie möchte welche in die Schweiz exportieren.
Auf dem Rückweg stoppen wir erneut in der kleinen Gobi und erfahren die Wüstenhitze.