27. April 2017: Von Frauenkappelen nach Wolfwil, 69 km
Nachdem wir mehr als drei Wochen organisiert, gepackt, geräumt und geputzt haben, wollten wir nicht länger warten und fuhren trotz schlechtem Wetter los. Irgendwann wird es sowieso regnen, sagten wir uns… Da wir von zu Hause starten wollten, beluden wir auch unsere Velos richtig und schlugen das Angebot für den Gepäcktransport ins Dorf aus.

Es war ja nicht unsere erste Velotour mit Zelt und viel Gepäck, doch irgendwie war das Gepäck noch nie so schwer. Martinas Mutter Greti half uns glücklicherweise die bleischweren Velos zu stossen und so kamen wir bereits ausser Atem im Dorfzentrum von Frauenkappelen an. Auf diese Weise spürten wir zumindest die Kälte noch nicht. Diese verfolgte uns anschliessend den ganzen Tag, sowie auch der Nieselregen.

Warme Unterstützung für Hals und Ohren bekamen wir dann im Schulhaus Koppigen von Anna, die uns einen Schlauchschal schenkte. Merci velmou, wir benützen ihn bereits rege.
Abends erwartete uns glücklicherweise eine geheizte Unterkunft mit Hot Spa. Das Zelt blieb im Sack…
28. April 2017: Von Wolfwil nach Basel, 61 km
Am Freitag ging es dann weiter durch den Schnee über den Hauenstein nach Basel.

29. April 2017: Von Basel nach Breisach D, 68 km
Nachdem das Velo von Martina beim Veloplus Basel nochmals durchgecheckt wurde, starteten wir erst gegen Mittag nach Deutschland. Wir fuhren auf der deutschen Seite dem Rhein entlang und zelteten auf der Ile du Rhin mit Aussicht auf Breisach.
30. April 2017: Von Breisach nach Strasbourg, 78 km

Wir holten uns die erste Sonnenbräune, während wir auf der französischen Seite dem Rhein-Rhône-Kanal entlang radelten. Es wimmelte von grossen Fischen, von sogenannten Rotaugen.
In Strasbourg war der schöne Stadtcampingplatz unerwarteterweise voll. Wir hatten Glück und fanden eine Airbnb-Unterkunft, die auch am folgenden Tag noch warm und trocken war.
1. Mai 2017: Strasbourg
Es regnete und aufgrund des Feiertages fuhren keine Trams. So schwangen wir uns wieder in den Velosattel, um die Stadt zu erkunden.
2. Mai 2017: von Strasbourg nach Leimersheim, 102 km
Wir kamen gut voran und das Wetter hielt sich bis kurz vor Ankunft im Gartenhaus «Villa Petterson», wo wir schlafen durften.

Unsere Freude wurde nur durch die vielen erforenen Nussbäume am Wegrand getrübt. Zum Glück erhielten wir die Nachricht von Zuhause, dass es unserem Baum gut ging. Doch nicht nur die Nussbäume hatten unter dem Frost gelitten, auch der Japanische Staudenknöterich war arg mitgenommen, erholte sich jedoch leider bereits wieder…
Am Abend landete noch ein Storch im Nachbarsgarten! Bereits während des Tages konnten wir einige beobachten.

3. Mai 2017: Von Leimersheim nach Worms, 84 km
Mittlerweile stellte sich der Alltag etwas ein. Während Ursula bereits zu Beginn ihre Aufgabe als Packesel übernommen hatte, fand auch Martina ihre Berufung in der Navigation. Endlich konnte das manchmal nicht sehr smarte Fairphone seinen Dienst leisten. Mithilfe des Routenplaners Komoot navigierte Martina sicher in und aus den Städten – und auf den Spuren von Lena Odenthal mitten durch Ludwigshafen! Die Polizeisiren ertönten mehrere Male, doch leider verpassten wir Lena immer.
4. Mai 2017: Von Worms nach Mainz, 48 km
Tropfnass kamen wir nach dem Mittag in Mainz an, und bezogen staunend unser Zimmer. Wir hatten dieses für Fr. 60.- via Booking gebucht, waren uns aber nicht bewusst gewesen, dass dies ein Spezial-Angebot war. So genossen wir die schöne Sauna und das ruhige Zimmer umso mehr. Auch die Altstadt von Mainz begeisterte uns trotz strömendem Regen, der im Laufe des Abends auch wieder aufhörte.

5. Mai 2017: Von Mainz nach St. Goar, 68 km
Von Mainz nach St. Goar radelten wir durch das romantische Burgenland im Mittelrheintal.
In der fruchtbaren Gegend werden Reb- und Gemüsebau betrieben. Die Reben werden ohne Fahrgassen in Hangrichtung gepflanzt – ob diese manuell gepflegt werden mussten, konnten wir leider nicht beobachten.

Am Abend campierten wir auf dem gemütlichen Zeltplatz in St. Goar. Die Mäuse bewohnten den Hang; wir verpackten vorsorglich alles in unseren Saccochen. Am nächsten Morgen entdeckten wir viele Schalen von geknackten Samen in unserem Vorzelt. Die Mäuse kamen zum Fressen zu uns in die Wärme, brachten jedoch ihren eigenen Vorrat mit.
6. Mai 2017: Von St. Goar nach Bad Breisig, 72 km
Schönes Wetter begleitete uns durch das untere Mittelrheintal. Weiterhin konnten wir Burgen bestaunen, und im schönen Koblenz führte der Veloweg mitten durch den sonntäglichen Flohmarkt. Solche trafen wir praktisch jedes Wochenende in jeder Stadt an. Verkauft wurde einfach alles, ob brauchbar oder nicht.




7. Mai 2017: Von Bad Breisach nach Köln, 80 km
Besonders erstaunt waren wir immer wieder von der Hilfsbereitschaft der Menschen auf der Strasse. Kaum wussten wir nicht mehr genau, wo wir uns befanden und schauten verwirrt auf Navi oder Karte, wurden wir bereits gefragt, ob wir Hilfe bräuchten. Diese war nicht immer gleich nützlich, aber auf jeden Fall gut gemeint.
Am Kölner Rheinufer war trotz eher schlechtem Wetter viel los und das Vorankommen eher mühsam. Schliesslich kamen wir aber glücklich in unserem Studio in Köln-Stammheim an.
8. Mai 2017: Köln
In Köln assen wir natürlich die obligate Currywurst, die unerwarteterweise sehr gut schmeckte. Das Wetter trieb uns aber von der Strasse weg in die Läden und so fanden wir den Outdoor-Laden Globetrotter. Ein Paradies!
Der «freie» Tag verging aber sehr schnell, da wir den Fortgang der Route neu planen mussten. Wir hatten uns in Mainz entschieden, dem Rhein bis zur Mündung in die Nordsee zu folgen.
9. Mai 2017: Von Köln nach Kamp-Lintfort, 114 km
Wir streiften die Grossstädte Düsseldorf und Duisburg. Während auf der rechten Rheinseite die Städte sich erhoben, weideten auf der linken Seite die Schafe.

In Leverkusen, kurz nach Köln, trafen wir auf zwei sportliche Rentner, die ihr wöchentliches Radtraining absolvierten. Sie begleiteten und unterhielten uns bis kurz vor Düsseldorf, wo wir auf eine weitere Rentnergruppe stiessen und zu deren Attraktion wurden. Endlich fühlten wir uns wieder einmal richtig jung! Der schmerzende Rücken und die Kniegelenke liessen uns in den letzten Tagen spüren, dass wir nicht mehr zwanzig Jahre alt sind…



10. Mai 2017: Von Kamp-Lintfort nach Aerdt, 75 km
Die Nacht fühlte sich trotz der warmen Schlafsäcke eher kalt an. Als wir aus dem Zelt krochen, begrüsste uns ein Raureif.

Nach viel Industrie fuhren wir wieder durch sehr ländliche Gebiete.

Gegen Abend überquerten wir schliesslich die Grenze in die Niederlande. Wie erwartet fährt hier jeder mit dem Velo – und alle mit dem gleichen Modell.

11. Mai 2017: Von Aerdt nach Leersum, 70 km
Unerwarteterweise war unser erster Tag in Holland geprägt von Steigungen und Abfahrten. Doch auch die Einheimischen mussten ihre Räder immer wieder stossen.

Der Kilometerzähler von Ursula erreichte nach Arnheim 1000 Kilometer.

Wir radelten durch flache und fruchtbare Flussgebiete. Zusammen mit dem wunderschönen Wetter waren wir richtiggehend beflügelt. Abends kochten wir auf dem schönen Campingplatz (Natuurkampeerterreinen, bisher sehr empfehlenswerter Verein) frische Spargeln und Kartoffeln. Wir fuhren an so vielen Feldern vorbei, dass wir diese unbedingt versuchen mussten.
12. Mai 2017: Von Leersum nach Woudrichem, 85 km
Trotz angekündigtem Regen blieben wir bis am Abend weitgehend trocken. Da wir den falschen Wegweisern folgten, machten wir grosse Umwege… Die Kommunikation mit den Holländern war etwas anspruchsvoller als mit den Deutschen, doch wir verstanden die Richtungsangaben generell gut.

Sehr viele «Te Koop»-Schilder säumten unseren Weg. Manche waren auch bereits «verkocht».

Von Gorinchem geht es mit der Fähre nach Woudrichem. Auf der Fähre stellte Ursula ihr Velo so hin, wie es die Einheimischen auch taten. Kurz vor dem Aussteigen gabe es einen Schreckmoment, da wir befürchteten, dass nicht alle Passagiere und Velos aussteigen. Martina stellte ihr Velo auf den Ständer und keiner wagte es, das Velo anzustellen…
13. Mai 2017: Von Woudrichem nach Rotterdam, 83 km
Wir verbrachten die Nacht bei strömendem Regen im Zelt und packten dieses nass ein. So mussten wir noch einige Kilos zusätzlich schleppen…


Da die Holländer auch auf den Radwegen mit Autos und Mofas fahren, braucht es Verbotsschilder.

Die Möwen kündigten schon früh an, dass wir uns dem Meerhafen näherten. Kurz vor Rotterdam verirrten wir uns leider und verpassten die Einfahrt über die Erasmusbrücke. Wir besichtigten diese dann später noch…
14. und 15. Mai 1017: Rotterdam
Zuerst einmal standen Waschen, Planungs- und Büroarbeiten auf dem Programm. Da am Sonntag aufgrund der Fussballmeisterschaft die Innenstadt abgeriegelt war, genossen wir den Tag in der schönen Airbnb-Wohnung. Als die Mannschaft Feyenoord Rotterdam schliesslich gewann, war in der Stadt die Hölle los. Die Feier dauerte an und zum ersten Mal trafen wir auf hollandischen Radwegen Glasscherben an. Die Stadt befand sich den ganzen Montag im Ausnahmezustand und viele Läden und Restaurant blieben geschlossen. In den offenen Beizen sammelten sich die Fans und feierten.
Es erstaunte uns immer wieder, wie viele Tiere in und um die Städte lebten. Seien es die Hasen auf dem Zeltplatz oder die verschiedenen Wasservögel an und im Wasser.
